PROJEKT 2008/09

Kulturelle Übersetzungen

In den aktuellen Debatten der Kulturwissenschaften spielt der Begriff der Übersetzung eine wichtige Rolle. Aus dem Bereich der Sprachwissenschaften stammend, bezeichnet er aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nicht nur die Übertragung fremdsprachlicher Texte, sondern auch den Import und Export von Kulturgütern und die Aneignung von Wissensformen. Für die Analyse interkultureller Praktiken und Praxen scheint er zu einer Art Schlüsselbegriff zu avancieren. Allerdings verbindet sich mit ihm auch die kritische Frage nach der Übertragbarkeit kultureller Phänomene und nach den problematischen Konstruktionen des Eigenen und des Fremden. Ziel des diesjährigen interdisziplinären Forschungsprojekts der Isa Lohmann-Siems Stiftung ist es, die Tauglichkeit des Übersetzungsbegriffs für die Analyse von künstlerischer und kultureller Traditionsbildung zu erproben, indem nach den spezifischen medialen und historischen Bedingungen kultureller Austauschverhältnisse gefragt wird. Was passiert, wenn Objekte, Begriffe oder soziale Praktiken aus einem spezifischen Kontext in andere Zusammenhänge transferiert werden? Wie lassen sich die politischen und sozialen Verhandlungen, die solche Prozesse strukturieren, beschreiben? Welche diskursiven Konzepte von Originalität und Differenz haben sich in den Übersetzungsvorgängen der Moderne entwickelt? Und wie sehr haben sie unsere Vorstellungen von Kunst und Kultur geprägt?

Das Projekt lief seit dem 1. Juni 2008. Abgeschlossen wurde es mit einer Tagung am 17. Und 18. April 2009 im Warburg-Haus, Hamburg, sowie einer gemeinsamen Publikation.

 

Teilprojekte

(Nur) Sprachideologien? – Übersetzungsprozesse zwischen Erfahrung und Politik oder Versuch einer Feminisierung des Rechtsdiskurses in Polen
Anika Keinz

Eigensinnige Übersetzung(en). Ästhetische Praktiken und subversive Re-Präsentation von Macht
Klaus Schönberger

Westliche Technik, japanischer Geist: Künstlerische Materialien als Medien der Übersetzung
Vera Wolff