PROJEKT 2011/12 – Schnittstellen – TEILPROJEKTE

Klangchiffren.
Archivalien und die Aushandlung kultureller Bedeutungen
am Beispiel der Klangwelt der Automobilität

Johannes Müske

Klangdebatten können Ausdruck sozialer Konflikte sein – wie kulturhistorische Untersuchungen zeigen, wurden u. a. mit dem Begriff »Lärm« soziale Konflikte verschlüsselt. In einer zunehmend technisierten Alltagswelt werden gesellschaftliche Debatten auch in den Medien und über die Medien geführt. So finden sich in Rundfunkarchiven zum Beispiel Klangdokumente, die über unterschiedlichste gesellschaftlich verhandelte Themen berichten. Aber auch in anderen (Online-)Medien, wie Weblogs oder Mailinglisten, verhandeln Akteur/innen Klänge explizit und zunehmend »in Echtzeit«.

Das Projekt untersucht Klangdiskurse am Beispiel der Automobilität. Es fragt, wie in Klängen kulturelle Bedeutungen chiffriert sein können und welche Themen an Hand welcher Klänge verhandelt werden – was war beispielsweise mit dem Automobilklang zur Zeit der Massenmotorisierung an Assoziationen und Wertungen verbunden, was transportiert er heute an der Schwelle zur Elektromobilität – und für wen? Klangarchivalien, zum Beispiel »klassische« Rundfunkarchivalien seit den 1950er Jahren und aktuelle »Internetquellen« aus dem Feld der Sound Studies/Acoustic Ecology, sind dabei die »Schnittstellen«, mit denen Akteur/innen vergangene und abwesende Klangereignisse »vergegenwärtigen« und in neue Kontexte integrieren. Sie bilden den Ausgangspunkt und die Quellengrundlage des Forschungsprojekts und leiten als archivalische Spuren zu den – klanglich chiffrierten – diskursiven Aushandlungen zwischen Journalist/innen, Wissenschaftler/innen und Künstler/innen.