PROJEKT 2014/15 – Klang – Kontakte – TEILPROJEKTE

Kultur des Klanges: die Musikgeschichte St. Michelsbergs

Wie erschließt man ein musikalisches Repertoire mit einer mehrmals unterbrochenen oder auch endgültig abgeschlossenen Überlieferungstradition? Kann man herausfinden wie Musik vor neun Jahrhunderten an einem bestimmten Ort geklungen hat? Wagt man es überhaupt zu fragen, wie die Musik geklungen hat? Vor solchen Fragen stehen WissenschaftlerInnen, die sich mit der Musik des Mittelalters beschäftigen.

Mittelalterliche Musiktheoretiker standen vor einem Problem, dass irreguläre Melodien außerhalb der durch die Musiktheorie gesetzten Grenzen wanderten. Diese müssten – so die Meinung einiger Theoretiker – wieder in ihre korrekten Modi eingereiht werden. Wie aber genau dies umgesetzt werden und wie das Endergebnis klingen sollte, darin waren die Theoretiker sich nicht einig. Liturgische Gesänge waren zudem geographisch nicht immer einheitlich – Abweichungen hingegen kamen sogar häufig vor.

Aus dem Kloster St. Michelsberg in Bamberg sind mehrere liturgische Handschriften und Handschriftenfragmente sowie Musiktheorietraktate überliefert. Diese verweisen auf eine Musikkultur mit einem besonderen Interesse an Musiktheorie. Diese handschriftlichen Zeugen erlauben den Versuch meines Forschungsprojektes die auf dem Michelsberg bevorzugten musikalischen Klänge herauszuarbeiten.

Die Aufzeichnungen der Mönche auf dem Michelsberg überliefern mehrere Texte, die den Sängern helfen sollten, die bekannten gregorianischen Melodien korrekt auszuführen. Die Mönche wählten dafür ein textliches Medium, um die Klangkultur auf dem Michelsberg auszudrücken. Obwohl wir heute nur noch diese schriftliche Aussage haben, können wir trotzdem die Ideen erneut zum erklingen bringen.

 

Kontakt

Miriam Wendling
c/o Institut für Historische Musikwissenschaft
Neue Rabenstraße 13
D-20354 Hamburg
E-Mail: miriam.wendling@cantab.net